Online-Vorstellungsgespräche per Skype oder anderen Videochat-Programmen sind längst keine Seltenheit mehr, sondern immer häufiger Alltag im Bewerbungsprozess. Doch das virtuelle Bewerbungsgespräch in den eigenen vier Wänden bietet nicht nur Vorteile, sondern birgt auch Risiken: Wie Sie potenzielle Fettnäpfchen vermeiden und souverän Ihr Videointerview meistern, erfahren Sie in diesem Beitrag.
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Ähnlich wie beim Telefoninterview, wird das Online-Bewerbungsgespräch häufig zur Vorauswahl der Bewerber eingesetzt. Mit Hilfe des Videointerviews können Personaler einen ersten Eindruck vom Bewerber erhalten und so schneller die weniger geeigneten Kandidaten aussortieren. Die vielversprechendsten Bewerber lädt das Unternehmen dann zu einem zweiten, persönlichen Vorstellungsgespräch ein.
In manchen Fällen kann es sich jedoch beim Online-Vorstellungsgespräch um das einzige Bewerbungsgespräch handeln, das zwischen dem Arbeitnehmer und potenziellem Arbeitgeber stattfindet. Dies kommt zum Beispiel gelegentlich bei der Vergabe von befristeten Praktika vor oder bei Bewerbern, die sich im Ausland aufhalten und nicht zeitnah für ein persönliches Gespräch einreisen können.
Es existieren eine Vielzahl an Videochat-Programmen, die Firmen für Online-Vorstellungsgespräche verwenden. Wir stellen Ihnen vier besonders bekannte Anwendungen vor:
Skype gehört dank seiner einfachen Bedienung zu den Klassikern unter den Videochat-Programmen und ist die am häufigsten verwendete Anwendung für Internet-Videokonferenzen. An den Videokonferenzen können bis zu 50 Personen teilnehmen. Sie brauchen neben einem Endgerät mit Kamera und Mikrofon lediglich ein Konto bei dem Hersteller Microsoft und eine Internetverbindung.
Sie können entweder andere Skype-Nutzer kostenlos oder Mobil- und Festnetznummern gegen Gebühren anrufen. Generell ist Skype auf allen gängigen Plattformen wie iOS, Android, Windows, MacOS und Linux vertreten. Microsoft hat außerdem 2020 ein neues Feature namens „Meet Now“ eingeführt, welches die Teilnahme an Videochats und -konferenzen über einen Einladungslink ohne vorherige Registrierung bei Skype ermöglicht.
Der Dienst Zoom konzentriert sich auf den Geschäftsbereich und bietet neben einer Chat-Funktion Video- und Audio-Anrufe in HD-Qualität an. In der kostenlosen Basis-Version sind Videokonferenzen mit bis zu 100 Teilnehmern möglich, die aber zeitlich auf 40 Minuten begrenzt sind. Die Anwendung erkennt automatisch, wer von den Teilnehmern aktuell spricht, und blendet dessen Kameraaufnahme ein. Positiv hervorzuheben sind außerdem die Möglichkeiten, den Bildschirm zu teilen sowie Videogespräche aufzuzeichnen.
Lediglich der Gastgeber der Videokonferenz benötigt ein (kostenloses) Nutzerkonto beim Anbieter und kann dann alle weiteren Gesprächspartner per Meeting-ID einladen. Zoom steht sowohl als Desktop- als auch Smartphone-App zur Verfügung.
Wer auf Datenschutz viel Wert liegt, ist mit dem kostenlosen Open-Source-Dienst Jitsi gut bedient. Er bietet den Teilnehmern eine abhörsichere Verschlüsselung der Kommunikation, die via Chat, Videotelefonie oder VoIP-Anruf erfolgen kann. Die maximale Anzahl der Teilnehmer bei den Videokonferenzen ist dabei maßgeblich von der Internetverbindung und dem Datendurchsatz abhängig.
Die Anwendung kann ohne Nutzerkonto über die gängigen Webbrowser gestartet oder für Windows, OS X und Linux heruntergeladen werden. Die gewünschten Gesprächspartner werden über einen Link eingeladen. Zudem kann Jitsi mit dem Smartphone über den Browser oder per App für iOS und Android genutzt und in die Kollaborationssoftware Slack eingebunden werden.
Google Hangouts ist zwar weniger bekannt als die vorherigen Programme, eignet sich aber dennoch gut als geräteübergreifendes Kommunikationstool. Der Dienst ermöglicht sowohl den Versand von Textnachrichten als auch Sprachanrufe und Videokonferenzen für bis zu 10 Teilnehmer.
Die Einladung erfolgt per Link, aber für den Gebrauch ist ein Google-Konto notwendig. Der Zugriff auf Google Hangouts erfolgt entweder über den Webbrowser oder per App für Android- und iOS-Geräte. Allerdings zeichnet sich ab, dass Google Hangouts in Zukunft durch neuere Applikationen von Google abgelöst werden soll.
Das Online-Vorstellungsgespräch ist sowohl für den Bewerber als auch für den Arbeitgeber mit zahlreichen Vorteilen verbunden:
Neben diesen Vorteilen existieren jedoch auch Nachteile:
Die größte Gefahr beim Online-Vorstellungsgespräch liegt allerdings darin, es nicht ernst zu nehmen. Die vertraute Umgebung kann dazu führen, dass manch ein Bewerber sich nicht ausreichend vorbereitet und im Gespräch selbst zu locker auftritt. Damit Sie nicht denselben Fehler begehen, haben wir Ihnen die wichtigsten Tipps und Ratschläge für die Vorbereitung und Durchführung eines Online-Bewerbungsgesprächs zusammengestellt.
Grundsätzlich unterscheidet sich die inhaltliche Vorbereitung auf ein Online-Vorstellungsgespräch nicht maßgeblich von der für ein klassisches Bewerbungsgespräch vor Ort. Sie sollten sich wie gehabt im Vorfeld intensiv mit der Branche, dem Unternehmen und den Anforderungen der ausgeschriebenen Position beschäftigen. Andernfalls fällt Ihre Unwissenheit im Gespräch schnell negativ auf.
Um einen ersten Eindruck Ihres Interviewpartners zu erhalten und mögliche Anknüpfungspunkte für das Gespräch aufzudecken, können Sie sich in Business-Netzwerken wie XING und LinkedIn über dessen Position und fachlichen Hintergrund informieren.
Weiterhin sollten Sie Ihre Motivation überzeugend darlegen können. Dafür müssen Sie sich zum einen Argumente zurechtlegen, wieso Sie die richtige Besetzung für die freie Stelle sind und wieso Sie sich ausgerechnet bei diesem Unternehmen bewerben. Zum anderen müssen Sie sich überlegen, was Sie sich von der Anstellung in der Firma versprechen und was Ihre beruflichen Ziele in den nächsten Jahren sind.
Trotz dieser Gemeinsamkeiten müssen bei der Vorbereitung auf das Online-Vorstellungsgespräch aufgrund der anderen Rahmenbedingungen einige besondere Aspekte beachtet werden – insbesondere im Hinblick auf die technische Ausrüstung:
Fünf Minuten vor Beginn des Bewerbungsgesprächs sollte nicht der Zeitpunkt sein, an dem Sie das erste Mal das Videochat-Programm benutzen. Sofern möglich, sollten Sie die Anwendung schon vorher ausprobieren. Auf diese Weise sind Sie mit den Funktionen des Programms bereits bestens vertraut, wenn das echte Vorstellungsgespräch stattfindet.
Nutzen Sie ein Videochat-Programm, das ein Nutzerkonto voraussetzt, sollten Sie zudem Ihr Profil überprüfen:
In vielen Fällen reicht die integrierte Webcam Ihres Laptops aus, aber Sie sollten die Bildqualität vorher überprüfen. Das Bild sollte scharf und kontrastreich sein, da ein verpixeltes Bild die Wahrnehmung Ihrer Mimik erschwert und einen unprofessionellen Eindruck hinterlässt. Verfügt Ihr Endgerät über keine eingebaute Kamera, sollten Sie in eine hochauflösende externe Kamera investieren.
Auch die Kameraperspektive ist entscheidend. Eine externe Kamera sollte an der Oberseite des Bildschirms befestigt werden. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Interviewer im wahrsten Sinne des Wortes auf Augenhöhe begegnen. Sie sollten die Kamera deshalb so einstellen, dass Ihr Gesprächspartner weder zu Ihnen aufschauen noch auf Sie herabblicken muss.
Sitzen Sie leicht nach vorne geneigt und halten Sie genügend Abstand zur Kamera. Kommen Sie zu nah an die Kamera, kann das schnell unvorteilhaft aussehen. Ideal ist ein Bildausschnitt, bei dem Ihr Oberkörper gut zu sehen und Ihre Gestik erkennbar ist. Blicken Sie außerdem direkt in die Kamera, anstatt auf den Monitor, wenn Sie selbst sprechen. Wenn Ihr Gesprächspartner das Wort hat, können Sie aber auch auf den Bildschirm schauen.
Ebenso wichtig wie ein gutes Bild ist die Tonqualität während des digitalen Bewerbungsgesprächs. Auch hier reicht oft das eingebaute Mikrofon Ihres Endgerätes aus, aber wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich ein Headset mit einem guten Mikrofon anschaffen. Mit einem Headset verhindern Sie störende Echos und stellen sicher, dass Ihre Stimme nicht verzerrt oder zu leise ist. Ihr Gesprächspartner kann sich dann auf den Inhalt Ihrer Aussagen konzentrieren, anstatt mühsam Ihre Worte entschlüsseln zu müssen.
Stellen Sie eine stabile Internetverbindung sicher, um Störungen und Unterbrechungen während des Gesprächs zu verhindern. Schließen Sie alle Programme, die für das Bewerbungsgespräch irrelevant sind, und pausieren oder beenden Sie Downloads. Sofern außer Ihnen weitere Personen das Heimnetzwerk nutzen, könnten Sie diese darum bitten, während der Dauer des Videointerviews offline zu bleiben. Falls vorhanden, können Sie ein LAN-Kabel anstelle des WLAN verwenden, oder die Position des WLAN-Routers verändern, um die Signalstärke zu verbessern.
Nutzen Sie die Chance, bereits mit Ihrer Kleidung beim Personaler einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Ein gepflegtes Äußeres vermittelt dem Interviewer, dass Sie das Online-Bewerbungsgespräch ernst nehmen und sich Mühe geben.
Der angemessene Dresscode hängt von der Position, der Branche und dem Unternehmen ab.
Grundsätzlich sollten Sie sich aber besser zu schick als zu nachlässig kleiden.
Neben dem klassischen Kostüm sind einfarbige, langärmlige Hemden bzw. Blusen in Kombination mit einer schlichten Hose oder einem Rock nie verkehrt.
Bleiben Sie bei Schwarz oder Blau-, Natur- und Pastelltönen und vermeiden Sie Gelb, Lila, Grün und Muster. Vergessen Sie nicht, Ihre Frisur zu richten und halten Sie das Make-up dezent. Wenn Sie ein Headset verwenden, sollten Sie außerdem große Ohrringe entfernen, da diese unerwünschte Geräusche verursachen könnten.
Auch wenn die Verlockung beim Online-Vorstellungsgespräch groß ist, sollten Sie das schicke Hemd oder die elegante Bluse nicht mit der bequemen Jogginghose kombinieren. Zwar zeigt der Kameraausschnitt nur Ihren Oberkörper, aber jemand, der von Fuß bis Kopf Business-Kleidung trägt, verfügt über ein anderes Auftreten als jemand, der nur den Oberkörper schick zurecht gemacht hat.
Statt im neutralen Konferenzraum treffen Sie Ihren Interviewpartner beim Online-Vorstellungsgespräch in Ihrem eigenen Zuhause, das sehr persönlich eingerichtet ist. Daher ist die Wahl des Hintergrunds beim Online-Vorstellungsgespräch besonders wichtig – zumindest, wenn Sie verhindern wollen, dass Ihre potenziellen neuen Kollegen Einblicke in Ihr Privatleben erhalten, die kein gutes Licht auf Sie werfen.
Wählen Sie einen möglichst neutralen Ort aus, etwa Ihren Schreibtisch im Arbeitszimmer. Der Bereich, den die Kamera erfasst, sollte aufgeräumt und sauber sein. Je schlichter der Hintergrund, desto weniger ist Ihr Gesprächspartner abgelenkt und kann sich besser auf Sie konzentrieren.
Vorteilhafte Hintergründe sind zum Beispiel:
Tabu sind hingegen:
Mit Hilfe der passenden Beleuchtung können Sie sich beim Online-Vorstellungsgespräch ins rechte Licht rücken. Natürliches Licht wirkt am schmeichelhaftesten. Falls möglich, stellen Sie daher den Laptop mit der Kamera in einem hellen Raum mit Fenstern ab, durch die ausreichend Tageslicht strömen kann. Falls dies nicht möglich ist, müssen Sie geschickt Lampen positionieren.
Grundsätzlich sollte Ihr Gesicht gleichmäßig und schattenfrei ausgeleuchtet sein. Aus diesem Grund sollte sich direkt hinter Ihnen kein Fenster oder andere Lichtquelle befinden. Vorteilhafter ist es, wenn das Licht schräg von der Seite oder von vorne und leicht nach unten fällt. So entstehen keine Schlagschatten unter den Augen und die Beleuchtung wirkt nicht zu dramatisch. Generell sehen Männergesichter oft markanter bei seitlichem Lichteinfall aus, während bei Frauen eine frontale Beleuchtung besser die Gesichtszüge betont.
Setzen Sie außerdem nie direkte Strahler als Lichtquelle ein, sondern arbeiten Sie mit diffusem oder indirektem Licht. Strahler lassen sich leicht in eine diffuse Lichtquelle abwandeln, indem Sie etwas Pergamentpapier davor befestigen. Wichtig ist, dass die Lichtverhältnisse während des Bewerbungsgesprächs relativ konstant bleiben.
Auch wenn Sie Ihrem Interviewer nicht direkt gegenübersitzen, spielt die Körpersprache eine wichtige Rolle. Nehmen Sie eine aufrechte Körperhaltung ein und vermeiden Sie herabhängende Schultern und einen gesenkten Kopf, die von einem mangelnden Selbstbewusstsein zeugen. Ihre Mimik und Gestik werden auch während eines Online-Vorstellungsgesprächs genau vom Personaler beobachtet – Vergessen Sie also nicht, zwischendurch zu lächeln!
Sie müssen insbesondere auf eine deutliche Aussprache sowie angemessene Redegeschwindigkeit achten. Beim Live-Videointerview ist gerade bei einer instabilen Internetverbindung die Gefahr groß, missverstanden zu werden. Halten Sie im Hinterkopf, dass es zu Verzögerungen in der Übertragung kommen kann und warten Sie einen Moment, nachdem Ihr Gesprächspartner seinen Satz beendet hat, ehe Sie anfangen zu sprechen.
Auch wenn Sie sich innerhalb Ihrer eigenen vier Wände wohler fühlen, sollten Sie beim virtuellen Bewerbungsgespräch auf einen professionellen Wortschatz achten und Umgangssprache sowie Füllwörter möglichst vermeiden. Sie müssen keine Romane erzählen, aber Ihre Antwort sollte grundsätzlich mehr als zehn Worte enthalten. Üblich sind zwei bis vier Minuten pro Frage.
Nichts ist nerviger als plötzlich mitten im Bewerbungsgespräch durch ein Handyklingeln oder Mitbewohner unterbrochen zu werden. Sorgen Sie dafür, dass potenzielle Störquellen aus Ihrer näheren Umgebung entfernt oder stumm geschaltet werden.
Dazu zählen Familienmitglieder, WG-Mitbewohner, Haustiere, aber auch das Radio, der Fernseher und gegebenenfalls das Handy, insofern es nicht für das Videointerview benötigt wird. Schließen Sie Türen und Fenster, sodass möglichst keine Außengeräusche in den Raum dringen, in dem Ihr Online-Vorstellungsgespräch stattfindet. Verstauen Sie außerdem alle Utensilien, die bei Nervosität zum Herumspielen animieren, wie etwa Radiergummi, Lineal oder USB-Stick.
Sich in einem Video zu präsentieren, ist für viele Menschen erst einmal ungewohnt. Welche Haltung wirkt am natürlichsten? Wie laut muss die Stimme sein? Derartige Fragen lassen sich am besten beantworten, indem Sie das Online-Vorstellungsgespräch mit einem Freund oder Bekannten üben.
Idealerweise zeichnen Sie das Gespräch auf und gehen es im Anschluss zusammen mit Ihrem Interviewpartner oder einer dritten, unbefangenen Person durch. Eine derartige Analyse führt Ihnen mögliche Schwächen und problematische Verhaltensweisen auf, an denen Sie arbeiten können. Gleichzeitig bietet eine Simulation Ihnen die Möglichkeit, die Ton- und Bildqualität zu testen.
Lassen Sie sich außerdem von Ihrem Gesprächspartner kritische, überraschende und provozierende Fragen stellen. So erhalten Sie eine erste Einschätzung, wie Ihre Reaktionen auf derartige Fragen im Videobildschirm auf Ihr Gegenüber wirken. Proben heißt aber nicht auswendig lernen: Studieren Sie auf keinen Fall Antworten ein, da Personaler so etwas in der Regel bemerken und nicht gutheißen.
Grundsätzlich ist der Ablauf und der Inhalt eines Online-Vorstellungsgesprächs identisch zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch. Wir beantworten Ihnen häufig gestellte Fragen:
Der Termin für das Online-Vorstellungsgespräch wird normalerweise vorab per E-Mail oder Telefon festgelegt. Meistens dauert das Videointerview zwischen 30 und 60 Minuten. In manchen Fällen gibt das Unternehmen sogar die geplante Dauer des Gesprächs an, aber Sie sollten sich auf diese Angabe nicht verlassen. Ohnehin empfiehlt es sich, ein großzügiges Zeitfenster für das Gespräch anzusetzen.
Soll das Gespräch zum Beispiel eine Stunde dauern, sollten Sie vor und nach dem Termin ungefähr eine halbe Stunde als Puffer einplanen und möglichst keine wichtigen Anschlusstermine vereinbaren. So vermeiden Sie, dass Sie unter Zeitdruck geraten und einen gehetzten Eindruck beim Personaler hinterlassen.
Anhand der veranschlagten Zeit für das Online-Vorstellungsgespräch können Sie erste Vermutungen über die Art der Fragen anstellen. Soll das Interview lediglich 20 Minuten dauern, werden wahrscheinlich nur Basisinformationen zu Ihrer Person erfragt und Rückfragen zum Lebenslauf geklärt. Sind hingegen 60 oder gar 90 Minuten geplant, erfolgt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein umfassendes Bewerbungsgespräch, auf das Sie sich gründlich vorbereiten sollten.
Ton und Kamera funktionieren einwandfrei und die Antworten auf sämtliche Bewerbungsfragen sind im Hinterkopf parat. Alles, was fehlt, ist der Startschuss: Doch wer stellt eigentlich den ersten Kontakt beim Online-Vorstellungsgespräch her? In der Regel startet der Interviewer den Videochat. Er beginnt auch das Vorstellungsgespräch mit einigen einleitenden Worten. Warten Sie also geduldig ab, bis Ihr Gesprächspartner das Wort ergreift und kommen Sie ihm auf keinen Fall zuvor. Auf diese Weise können Sie sich zudem besser auf den Tonfall und das Sprachverhalten Ihres Gegenübers einstellen.
Zu Beginn stellt sich der Interviewer vor und erklärt Ihnen den Ablauf und das Ziel des Gesprächs. Seien Sie darauf vorbereitet, eine kurze Selbstdarstellung zu geben sowie die wichtigsten Punkte Ihres Lebenslaufs präsentieren zu können. Stellen Sie sich auch beim Online-Bewerbungsgespräch auf die typischen Fragen ein, die Sie vom klassischen Interview gewohnt sind.
Vergessen Sie nicht, sich zu wichtigen Details oder möglichen Rückfragen Stichpunkte zu notieren. Greifen Sie dabei aber lieber auf Stift und Papier als auf die Laptoptastatur zurück – Tippgeräusche wirken gerade bei Videoanrufen störend.
Sei es die Glühbirne der Schreibtischlampe, die plötzlich zerplatzt, oder der Laptop, der auf einmal streikt: Pannen und technische Probleme während des Videointerviews sind nicht immer vermeidbar. Sie fühlen sich vielleicht im ersten Moment wie der Weltuntergang an, sind aber halb so dramatisch. Wichtig ist, dass Sie angemessen darauf reagieren. Betrachten Sie diese unfreiwilligen Unterbrechungen als Chance, Ihren Humor oder Ihre Problemlösekompetenz zum Ausdruck zu bringen. Wenn Ihnen schlagfertige Sprüche leichtfallen, ist dies genau der richtige Zeitpunkt, um Ihrem Interviewer ein Lächeln zu entlocken.
Falls Sie nicht der geborene Entertainer sind, können Sie an dieser Stelle mit Hilfe unserer Tipps beweisen, dass Sie auf Eventualitäten stets vorbereitet sind:
Im Gegensatz zum persönlichen Vorstellungsgespräch stellt sich manchen Bewerbern beim Online-Bewerbungsgespräch die Frage, ob es datenschutzrechtlich zulässig ist. Schließlich werden in Videointerviews Bild- und Tonaufnahmen und somit personenbezogene Daten verarbeitet (Art. 4 Nr. 1 DSGVO).
Bisher haben nur die Beauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit der Länder Berlin und NRW Stellung zu dieser Thematik genommen. Laut ihrer Einschätzung sind digitale Bewerbungsgespräche nicht datenschutzkonform, da keine Rechtsgrundlage für die Datenerhebung durch diese Kommunikationstechnik bestehe. Zum einen bemängeln sie, dass bei vielen Videochat-Diensten eine Speicherung der Daten auf Servern außerhalb der EU erfolgt. Zum anderen kritisieren sie, dass die Zustimmung zu einem Online-Vorstellungsgespräch nicht als freiwillig gewertet werden kann, insofern das Videointerview fester Bestandteil des Bewerbungsprozess und nicht nur eine Alternative zum persönlichen Gespräch ist.
Im Idealfall sollte das Unternehmen Ihnen also die freie Wahl zwischen einem persönlichen Gespräch oder einem Vorstellungsgespräch per Skype oder anderen Videochat-Diensten lassen. Ebenso sollte der potenzielle Arbeitgeber imstande sein, Ihnen Auskünfte zur Datenverarbeitung und -speicherung des Videointerviews zu geben. Zum Beispiel dürfen nur Unternehmensangehörige Zugang zu den Videodateien erhalten, die am Bewerbungsverfahren beteiligt sind, und die Daten müssen spätestens drei Monate nach Abschluss des Bewerbungsprozesses gelöscht werden.
Falls Sie Bedenken bezüglich des Umgangs mit Ihren Daten haben, empfiehlt es sich daher, den Personaler noch vor dem Interview darauf anzusprechen. Letztlich müssen Sie als Bewerber selbst entscheiden, ob das Online-Vorstellungsgespräch mit Ihren Datenschutzansprüchen vereinbar ist.